Achtung das ist ein langer Artikel. Lesezeit ca. 10 Minuten. Ganz unten gibt es eine kurze Zusammenfassung.

Das wird eine Mammutreise. Ursprünglich war der Plan, dass wir nach Medellín fliegen, eine Nacht dort schlafen und dann mit dem Flugzeug an die Karibik-Küste nach Acandí fliegen. Leider hat die Fluggesellschaft zwei Monate vorher den Flugverkehr eingestellt. Also blieben zwei Optionen: Eine Nacht in Medellín, mit dem Bus nach Turbo, eine Nacht in Turbo und mit dem Boot nach Capurganá. Damit hätten wir einen Tag am Meer verloren.

Die zweite Möglichkeit war – wir werden um 20 Uhr in Medellín landen – den Nachtbus nach Turbo um 22 Uhr zu erwischen und mit dem Boot direkt am Morgen noch überzusetzen. Damit verlieren wir keinen Tag, sind aber seeeeeehr lange unterwegs. Also haben wir zwei Stunden, um Geld zu tauschen (in der Capurganá-Region gibt es keine Geldautomaten), mit dem Taxi zum Terminal del Norte zu fahren und ein Busticket zu kaufen. Wenn wir das nicht schaffen, stehen wir Nachts ohne Hotel in Medellin und müssen wir uns dort irgendwo eins suchen. Keine Reise ohne Abenteuer, wir versuchen die zweite Möglichkeit.

Einen Monat vor dem Ablug gab es Streit zwischen der Gewerkschaft des Personals und der Lufthansa, also ging das Gerücht um, dass es vielleicht Streik geben wird. Im Hinblick auf das haben wir einen Zug gebucht, der 4 Stunden vor dem eigentlichen Abflug schon in Frankfurt ankommen soll. Der Streik kam nicht zustande, also haben wir Zeit am Flughafen. Lieber zu früh, also zu knapp wie nach Vietnam.

Los ging es um 5 Uhr Richtung Hauptbahnhof Nürnberg, wir fuhren mit dem Intercity. Der Zug war pünktlich, wir haben im Boardrestaurant eine Kleinigkeit gefrühstückt und sind pünktlich in FFM angekommen. Man gibt sein Gepäck bei der Lufthansa selber ab, da steht niemand mehr am Schalter, sondern man druckt sich die Wohin-muss-der-Koffer-Badge selber aus, klebt sie an den Koffer und legt ihn aufs Band. Wir haben beide ja Rucksäcke, das führte zu ein paar Wirrungen. „Sie müssen dort hin!“ – „Nein hier nicht sondern da!“ und so weiter. Danach sind wir was essen gegangen, haben versucht, Geld zu tauschen (Man bekommt keine Kolumbianischen Pesos in Deutschland), sind durch die Sicherheitskontrolle, zum Gate und in den Flieger. Für die 11,5 Stunden Flug habe ich mir erst mal einen Internetzugang gekauft, das klappt sogar in 9000 Metern höhe.

In Panama hatten wir eine Stunde Aufenthalt. Es hat geschüttet wie aus Eimern. Ab ins Flugzeug nach Kolumbien, bisher waren wir im Zeitplan. 2,5 Stunden später waren wir am José María Córdova Aeropuerto in Medellín. Jetzt hatten wir noch zwei Stunden Zeit, im Busterminal zu kommen. Das mit dem Taxi dauert ca. 45 Minuten.

Erst mal durch die Immigration. Die hatten 6 Schalter. 4 für Kolumbianer mit einer Extraschlange, einen für Flugpersonal und Diplomaten und einen für die Ausländer. Also warten wir. Der gute Mann wollte dann alles sehen. Boardingpass für den Hinflug, Flugbuchungen für den Rückflug und die Buchung für das Hotel, aber den Stempel gab es ins Aufgabenheft. Dann haben wir unser Gepäck bekommen, das Immigration-Dokument ausgefüllt und nach ein paar Nachfragen waren wir auch durch den Zoll.

Auf dem Weg in die Abflughalle war eine erste Möglichkeit, Geld zu tauschen. Der normale Kurs für 1 Euro sind ca. 3600 Columbianische Peso (COP). Die Tauschmöglichkeit war 2900 – selbst für den Flughafen zu wenig. Also erst mal in die Haupthalle gehen, da kamen schon die Taxifahrer und redeten auf einen ein. Der, der mich angesprochen hatte und mir seinen Ausweis unter die Nase hielt, dem habe ich gesagt, dass wir zum Nord-Terminal müssen und habe ihn gefragt, was das kostet. Er sagte 75.000 COP. Das ist der korrekte Preis. Die Taxis haben vom und zum Flughafen feste Preise. Also habe ich zugestimmt.

Man muss anmerken, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon knapp 22 Stunden unterwegs waren und ich nur noch so gefühlt ferngesteuert funktioniert habe. Der Mann hat uns aber nicht bedrängt, war nur darauf aus, dass wir mit ihm mitfahren, nachdem wir ja gesagt hatten. Erst mussten wir Geld tauschen, also habe ich ihn gefragt, wo der nächste ATM/Exchange ist. Den hat er uns gezeigt. Der Wechselkurs hier war 3.300 COP, also fair (in der Stadt ist der Kurs auch nicht großartig anders). Wir haben dann mal 1.334.000 Pesos bekommen. Viel Geld.

Er hat uns dann in ein … Taxi gesetzt. Also das war kein offizielles weißes oder gelbes sondern – keine Ahnung. Es wirkte, als hätte er seinen Kumpel angehauen, der uns jetzt fährt. Und fahren konnte er, nach knapp 30 Minuten wir waren gegen 21:45 Uhr am Terminal del Norte. Da gab es gefühlte 500 Schalter zum Fahrkarten kaufen, also den finden, bei dem es Tickets nach Turbo gibt. Instinktiv mal nach links gelaufen, das war richtig. An der Schlange angestellt, 66.000 für das Ticket gezahlt und schon hat uns der Busfahrer quasi in den Bus geschoben. Sarah bekam das mit dem Bus trotz einer Reisetablette gar nicht so gut. Sie hasste mich kurzzeitig, glaube ich.

Die Busse hier haben echt große Sitze, wie im Deluxe-Kino, aber schlafen ist auch da nur sporadisch und nicht wirklich gut. Gegen 7:30 Uhr sind wir in Turbo angekommen. Dort haben dann wieder viele Leute auf einen eingeredet. Auch so Motorrad-Taxis. Die wollten uns für 3.000 COP zum Hafen bringen – und los. Samt Rucksack auf einem Motorroller. Helm? Pff. Schlaglöcher? Pff. Aber Spaß hat es gemacht! Und das für ungefähr einen Euro.

Am Hafen haben wir dann Tüten für die Rucksäcke für 1.000 COP pro Stück gekauft, das war ganz gut für die Rücksäcke zwecks Nässe und anderem Gepäck. Die Tickets von Turbo nach Capurganá gibt es für 75.000 COP. Da sind 10 Kg Gepäck dabei, jedes weitere Kilo kostet 1.000 COP/Kg. Wir mussten noch 3.000 nachzahlen. 2.0000 COP mussten wir noch an Hafengebühren bezahlen. Wir haben noch Kaffee getrunken und mussten noch ca. eine Stunde warten.

Boarding Time – again. Mit dem Motorboot in die Grenzregion des Tapón del Daríen nach Capurganá, bessergesagt einen Ausstieg vorher, nach Bahía Aguacate in die Bahia Lodge. Die Bootsfahrt dauert 2,5 Stunden oder fast 4,5 wie unsere, weil das Boot einen Motorschaden hat. So sind wir nach einem größeren Stopp auf dem Wasser mit nur zwei statt drei Motoren langsam weitergefahren. Nach mehreren Zwischenstopps sind wir um kurz nach 13 Uhr in Bahía Aguacate angekommen.

Um zum Hotel zu kommen, mussten wir noch ein bisschen laufen. Berg hoch, Berg runter, nach rechts und schon waren wir da.

Somit sind wir (auf die deutsche Zeit umgerechnet) am Sonntag um 22 Uhr zum Hauptbahnhof losgegangen und am Dienstag um ca. 13:30 Uhr hier angekommen. Das war die längste Reise bisher für mich. Und Sarah hat tapfer durchgehalten! 🙂

Empfangen wurden wir von Doris, die kein englisch spricht. Und ich nur muy mal español. Sie hat dann den Besitzer der Lodge angerufen, Lothar. Der spricht deutsch, weil er aus der Schweiz kommt und mit Ihm habe ich alles geklärt. Sie hat uns unsere Hütte gezeigt, uns gefragt, wann wir zu Abend essen wollen und wir sind erst mal ins Bett gefallen. Abends gab es dann romantisch am Meer sehr guten Fisch mit Reis und dann ging es für uns wieder ins Bett. Karibiktypisch werden wir früh (gegen 20 Uhr) ins Bett gehen und früh (gegen 7) aufstehen. Zu den Uhrzeiten wird es dunkel und hell.

tl;dr
5 Uhr in Deutschland los mit der Bahn nach FFM
12 Uhr Flug nach PTY (11,5 Stunden)
1 Stunde Aufenthalt
18 Uhr Flug PTY – MDE (2 Stunden)
22 Uhr Nachtbus Medellín – Turbo (9 Stunden)
9 Uhr Fähre Turbo – Bahía Aguacate (4 Stunden)
insgesamt waren wir ca. 40 Stunden unterwegs.